Demut im Umgang mit dem lebenswichtigen Nass
Am 2.10.2021 haben 12 Teilnehmer das Wasserwerk der Stadt Schleswig besichtigt. Das Wasserwerk, das sich im kleinen Baumhofsgang befindet, wird von den Schleswiger Stadtwerken (Stadtwerke SH) betrieben. Während der Führung über das Betriebsgelände erhielten wir von Wassermeister Marco Wriedt zunächst reichlich theoretisches Wissen, wobei er uns durch viele Anschauungsmaterialien die Arbeitsschritte verdeutlichte. Gegen Ende konnte die gute Wasserqualität und der Geschmack bei einer Verkostung festgestellt werden.
Das Gebäude im Kleinen Baumhofsgang wurde 1909 erbaut, die Pumpen wurden damals zunächst mit Wasserdampf betrieben. Doch bereits in den 1920er Jahren konnte der Betrieb auf Strom umgestellt werden. Die Wasserversorgung funktioniert damals wie heute nach dem Prinzip der „kommunizierenden Röhren“. In Schleswig spielen darüber hinaus artesischen Brunnen eine wichtige Rolle. Über verschiedene Wassertürme bzw. Zwischenspeicher wird das Wasser von 5 Brunnen über das gesamte Stadtgebiet verteilt. Die Stadtwerke versorgen darüber hinaus auch Fahrdorf und Busdorf mit frischem Trinkwasser.
Das Grundwasser wird dabei zunächst aus bis zu 100 m Tiefe an die Oberfläche transportiert. Dieses Wasser hat bereits eine sehr gute Qualität, Nitrate z.B. aus der Landwirtschaft sind in den tiefen Schichten (noch) nicht vorzufinden. Die Sauberkeit des Grundwassers hat mit den verschiedenen Sedimentschichten zu tun, durch die Verunreinigungen herausgefiltert werden. Daher muss das Wasser dann nur noch mechanisch gereinigt werden, ohne dass eine chemische Aufbereitung notwendig wäre. Der erste Reinigungsschritt beinhaltet eine Belüftung. Hier wird die Oberfläche des Wassers durch Tropfenbildung vergrößert und über Ventilatoren Luft hineingedruckt. Auf diese Weise wird der sich im Wasser befindende Schwefelwasserstoff sowie CO2 aus dem Wasser „gedrückt“ und das Wasser mit Sauerstoff angereichert. Der zweite Reinigungsschritt umfasst eine mechanische Partikelentfernung, die ähnlich funktioniert wie die Reinigung des Grundwassers im Boden: Das Wasser fließt dabei bzw. wird durch einen Sedimentfilter gedrückt, wodurch ungewünschte Partikel herausgefiltert werden.
Am Ende landet das gereinigte Wasser in einem unterirdischen Vorratsspeicher, der eine Millionen Liter Fassungsvermögen aufweist. Von hier aus wird das kühle Nass in die Haushalte der Stadt verteilt. Durchschnittlich verbraucht eine Person 120-125 l Frischwasser pro Tag. Der Durchlauf der Wassermengen ist dementsprechend sehr hoch. Das Schleswiger Wasser weist durchweg eine sehr hohe Qualität mit einem mittleren Härtegrad von 12-13 auf und kann es locker mit vielen handelsüblichen Mineralwässern aufnehmen.
Heute nehmen wir es in unseren Regionen als selbstverständlich hin, dass frisches Trinkwasser aus dem Wasserhahn kommt. Doch in vielen Regionen der Welt ist die Versorgung der Menschen mit Trinkwasser nicht gewährleistet. Gerade dort trägt der Mensch und der Klimawandel zur Wasserknappheit bei. Der Tag im Wasserwerk führt uns einmal mehr vor Augen, dass die Gewinnung von Frischwasser mit einem hohen technischen Aufwand und großer fachlicher Expertise verbunden ist, beides wurde insbesondere über die letzten Jahrzehnte immer weiter verfeinert. So scheint unsere Wasserversorgung hierzulande zwar bis auf Weiteres gesichert zu sein. Doch ringen uns die Erkenntnisse rund um die Wassergewinnung auch großen Respekt vor der gesellschaftlichen Errungenschaft einerseits, vor allem aber auch Demut im Umgang mit dem lebenswichtigen Element ab. Ein Grund mehr für uns, mit unseren Ressourcen behutsam umzugehen.
Text: Babette Tewes
Fotos: NABU Schleswig